Warum Astrologie keine Wissenschaft ist…

von | 09.10.2023 | astrologie

Eigentlich hätte der Titel heißen müssen: Warum Astrologie keine Wissenschaft ist und ich das richtig gut finde.

Wissenschaftlichkeit als Totschlagargument. Manchmal habe ich den Eindruck, wenn Menschen nicht mehr weiterwissen, dann kommen sie mit Wissenschaft. „Alles Humbug, das ist wissenschaftlich nicht anerkannt.“ Auch umgekehrt immer wieder gerne genommen: „Unser Modell/Produkt ist wissenschaftlich anerkannt.“, in der Hoffnung so besser dazustehen. Ob es nun um ein Naturheilmittel geht oder die Astrologie, die Wissenschaft wird zur oft zur Untermauerung der eigenen Meinung angeführt. Warum Astrologie keine Wissenschaft ist und warum ich das als Qualitätsmerkmal für die Astrologie sehe, dazu mehr in diesem Artikel.

Wissenschaftlich anerkannt.

Wissenschaft in aller Kürze. Etwas muss eindeutig mess- und nachweisbar sein. Es wird geforscht, streng geprüft, immer wieder validiert. Am Ende muss das Ergebnis der Auswertungen so viele Übereinstimmungen haben, dass Vorhersagen über Auswirkungen getroffen werden können. 

Wikipedia beschreibt es wie folgt:
„Wissenschaft bezeichnet auch den methodischen Prozess intersubjektiv nachvollziehbaren Forschens und Erkennens in einem bestimmten Bereich, der nach herkömmlichem Verständnis ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen hervorbringt. Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft entsprechend das gesicherte und in einen rationalen Begründungszusammenhang gestellte Wissen, welches kommunizierbar und überprüfbar ist sowie bestimmten wissenschaftlichen Kriterien folgt. Wissenschaft bezeichnet somit ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist.“

Grundsätzlich finde ich das mit der Wissenschaft schon eine feine Sache. So kann nicht jeder daherkommen und uns ein X für ein U verkaufen und das ist grundsätzlich schon prima.

Wissenschaftliche Persönlichkeitsmodelle

Wenn ein Persönlichkeitsmodell nun mit dem Titel „wissenschaftlich nachgewiesen“ daherkommt, dann wurde der gesamte Prozess an zahlreichen Menschen angewandt, überprüft und das Ergebnis war am Ende immer ähnlich oder zumindest vorhersehbar. 

Wenn Menschen die Frage nach „Halten Sie Regeln für wichtig?“ also mit „Nein“ beantworten, und das in Kombination mit vielen weiteren Fragen und Antworten dann ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass ich zu X % ein Rebell bin oder eher kein Dauer-Typ (im Riemann-Thomann-Modell). 😉

Diese Überprüfung nach wissenschaftlichen Kriterien ist wunderbar. Ganz wunderbar, wenn ich Menschen in Schubladen stecken möchte. Wenn ich Menschen anhand eines Mix unterschiedlicher Antworten ein Etikett aufdrücken möchte. 

OK, das kommt jetzt vielleicht etwas böse rüber und ehrlich gesagt, es ist auch so gemeint. Aber! 

Es gibt Anwendungsbereiche, in denen solche Antworten hilfreich und nützlich sind. Und bevor man sich gar nicht damit auseinandersetzt, wer man eigentlich ist und völlig blind für die eigenen Verhaltens- und Denkweisen durch die Welt irrt, da ist ein solches Modell großartig. Auch ich würde in solchen Fällen auf ein anerkanntes, geprüftes und von mir aus auch wissenschaftlich nachgewiesenes Modell zurückgreifen. Leute die einem Unfug einreden wollen, davon braucht es echt nicht noch mehr.

Auch muss nicht jeder so ein Nerd sein, wie ich es bin, und einfach alle Modelle ausprobieren, die nicht bei drei auf dem Baum sind nur um rauszufinden, mit welchem sich gut arbeiten lässt.

Zurück zur Frage, warum Astrologie keine Wissenschaft ist.

Astrologie gerne als Psyeudo- oder Erfahrungswissenschaft bezeichnet, ist zum einen viel zu komplex, um sie in ein so enges Raster wissenschaftlicher Nachweisbarkeit zu pressen. Zum anderen beschreibt unser Geburtshoroskop unsere Anlage, nicht zwingend das, was wir auch leben und noch weniger, wie wir diese leben. Damit ist der Punkt der Vorhersehbarkeit schonmal raus.

Die meisten Persönlichkeitsmodelle fordern dazu auf schnell und aus dem Bauch heraus zu antworten. Oft tickt auch eine Uhr und wir haben nur ein kurzes Zeitfenster, um zu antworten. Hintergrund ist, dass wir möglichst intuitiv, aus dem Bauch heraus antworten und nicht aus dem Verstand. Erst recht nicht mit dem antworten, was uns gut dastehen lässt.

Das Geburtshoroskop hat eine andere Basis, es entsteht in dem Moment in dem wir das Licht der Welt erblicken. Es ist einfach da und beschreibt die Zeitqualität zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Diese vorherrschende Zeitqualität, wurde über Jahrtausende beobachtet, wirkt sich auf Menschen aus. Daher Erfahrungswissenschaft.

Sehr, sehr vereinfacht gesagt: Schickt der Frühling seine ersten Boten, fühlen wir uns in der Regel anders als im Januar, wenn das kalte Grau und Nass einem langsam auf den Wecker geht.

Dein Horoskop beschreibt also „nur“ deine Anlage. Das, was dir mitgegeben wurde, als was und wer du gedacht bist. Was du daraus machst, ist allein dein Ding. Freier Wille lässt grüßen. 

Hast du die Anlage zu einer Supersportlerin, stehst aber nie von der Couch auf, nützt dir die schönste Anlage nichts, es werden keine Auszeichnungen dein Regal aufhübschen. 

Daher kann Astrologie auch keine Wissenschaft sein. Sie kann uns sagen was wir in unserem Lebensköfferchen schönes drin haben, aber sie kann nicht wissen, was wir herausnehmen und ob wir die Mars-Kraft für Stabhochsprung oder eher Chipstütenweitwurf nutzen. 

Das Herzstück der Astrologie ist die Individualität!

Fazit: Astrologie ist nicht so anmaßend dir zu sagen, wie du bist! Wie sollte und könnte sie. Sie kann dir „nur“ zeigen, was dir zur Verfügung steht.

Astrologie ist sehr komplex.

Neben der fehlenden Vorhersehbarkeit ist Astrologie wie der Mensch auch, ein sehr komplexes System. Sich dasselbe Sonnenzeichen zu teilen sagt wirklich nichts darüber aus, wer wir sind und noch weniger bedeutet es, dass wir irgendwie ähnlich oder gar gleich sind. 

Eine kleine Geschichte, die das verdeutlicht.

Damals, als ich noch nichts von dem Auswuchs an Komplexität ahnte: Ich sollte auf eine Kollegin treffen, ebenso eine Wassermann-Sonne und ein Krebs-Aszendent. Ich voller Vorfreude und im naiven Glauben, wir seien uns sicher sehr ähnlich. 

Dieser Trugschluss war innerhalb von Sekunden vom Tisch. Ziemlich verdattert und auch verblüfft stellte ich schnell fest, ungleicher können zwei Menschen kaum sein.

Unsere Sonne steht im selben Tierkreiszeichen, Wassermann aber in unterschiedlichen Häusern. Damit wirkt ihre Sonne schonmal woanders als meine Sonne. Dann haben unsere Sonnen unterschiedliche „Freunde“, gehen unterschiedliche Verbindungen zu anderen Planeten ein. Unsere Sonne bekommt also Färbungen von anderen Planeten mit und wird sich daher auch wieder ganz unterschiedlich ausdrücken. Und weil neben der Sonne viele weitere Planeten und Punkte eine Rolle spielen, die am Ende als Gesamtbild wirken, kann ein Wassermann nie wie ein anderer Wassermann sein.

Die Astrologie ist so vielseitig wie der Mensch selbst. Sie drückt uns weder etwas auf, noch weiß sie, wie wir durch die Welt gehen. Sie kann nicht sagen, ob wir die schönen Seiten einer Wassermann-Sonne leben oder einfach nur ein nerviger Quertreiber sind. Vorhersehbarkeit ist nichts, was sich die Astrologie zuschreibt.

Wir können aufgrund des zum Beispiel Sonnenzeichens sagen, dass gewisse Qualitäten zu deinem Leben gehören, ob und wie du sie lebst, das kann dir dein Horoskop nicht sagen. 

Damit sind wichtige Faktoren, die wissenschaftliche Nachweisbarkeit voraussetzen, einfach nicht gegeben. Wenn deine Sonne im Zeichen Wassermann und im 8. Haus steht, lässt sich nicht sagen, dass du dich so und so verhältst. Wir können aber zum Beispiel sagen, dass es gut ist, dich voll und ganz auf das einzulassen, was dir wichtig ist. 

Und damit wird Astrologie aus meiner Sicht ein wichtiges Modell für Persönlichkeitsentwicklung. Eine ungelebte Sonne wird sich in deinem Leben bemerkbar machen. Läuft es also nicht so richtig rund, dann würde ich immer mal schauen, wie gut lebst du deine Sonnen-Energie. Darfst du strahlen oder muss deine Sonne ein Schattendasein fristen?

Das nur ein kleines Beispiel und gehört in der Fortführung in einen anderen Beitrag.

Ich auf jeden Fall ziehe immer die Individualität einer wissenschaftlichen Methode vor, die glaubt zu wissen, wer und wie ich bin. Aber das ist vermutlich nur wieder meine Wassermann-Sonne die es halt nicht leiden kann, wenn etwas so kleinkariert gedacht wird. 🙂

Der Haken

Ein kleiner Nachtrag zum Haken der fehlenden Vorhersehbarkeit. Wir können auch die Zukunft nicht vorhersehen und damit nicht sagen, wann sich dieses oder jenes Ereignen wird. Wenn dir Astrologen also die große Liebe, das große Glück oder Unglück vorhersagen, dann kannst du lächeln, abwinken und gehen. Alles Quatsch. 

Das bedeutet dann allerdings auch, dass du Verantwortung nicht an den Kosmos abgegeben kannst. Eine Konstellation – günstig oder eher knifflig – ist eine Aufforderung zum Handeln und kein Argument dafür, dass du nichts dafür kannst und das Leben es eben so wollte.

Astrologie ist damit alles andere als eine schnelle Nummer, sondern viel mehr etwas für Mutige, die ihr Leben in die Hand nehmen.

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Britta Ludwig

Ich bin Britta Ludwig
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