Riemann-Modell: Sind es acht statt vier Typen?
Eine Distanz ist nicht eine Distanz, ist nicht eine Distanz! Gleiches gilt natürlich für unsere anderen drei Freunde. Im Riemann-Modell gibt es eigentlich nur vier Formen des in der Welt seins. Klar, da wir von allen etwas in unterschiedlichen Anteilen haben, entstehen unzählige Variationen von Identität. Im Laufe meiner Arbeit mit Riemann hat sich außerdem ein großer Unterschied innerhalb eines Typen gezeigt und der ergibt für mich, dass es eigentlich acht statt vier Typen sind.
Die acht statt vier Typen im Riemann-Modell
Gerade neulich hat man es mir wieder aufgetischt:
„DU bist doch gar keine Distanz“.
Sag das mal einer Distanz, die hat dich dann ganz besonders lieb.
Stimmt wohl, meine Distanz erkennt man nicht unbedingt auf den ersten Blick. Schon gar nicht, wenn man mit den weit verbreiteten Schilderungen der vier Grundformen vertraut ist. Da schneiden unsere Freunde der Distanz meist richtig übel ab. Was ein Quatsch!
Warum aber nun acht statt vier Typen? Ganz einfach, es macht einen großen Unterschied, ob ich aus meiner Persönlichkeit und damit meiner Anlage heraus agiere oder aus einem erlernten Verhaltensmuster. Ein Agieren aus unserer Anlage hat immer eine andere Qualität als das aus einem antrainierten Verhaltensmuster.
Anlage vs. Verhaltensmuster
Die Anlage bringen wir mit. Das sind WIR. Das ist, was unserem tiefsten Inneren entspricht. Es ist die Schatzkiste, aus der wir Kraft schöpfen. Das erlernte Verhaltensmuster ist das, was wir in der Regel sehr früh gelernt haben, um irgendwie durchzukommen.
Leben wir unsere Anlage übersteigert, dann gelten wir vielleicht als verschrobener, aber meist liebenswerter Kauz. Kommt ein erlerntes Muster übersteigert zum Ausdruck, dann werden diese gerne zu den Stolpersteinen unseres Lebens und das aus gleich zwei Gründen. Zum einen wissen oder ahnt etwas in uns, dass das eigentlich nicht wir selbst sind. Zum anderen kommt es beim Gegenüber selten gut an, es bringt eine gewisse Schärfe mit.
Wir sind nicht, wir verhalten uns
Nicht zuletzt heißt das Buch auch „Die Grundformen der Angst“. Die Basis ist eine Form der Angst, die dazu führt, dass wir uns bestimmte Muster aneignen. Das ist nicht nur notwendig, es ist außerdem ganz wunderbar, denn so entwickeln wir uns weiter und erweitern unseren Handlungsspielraum. Blöd kann es werden, wenn das Muster so sehr dominiert, dass wir unseren Kern nicht mehr spüren. Den Kontakt zu uns und damit unseren Ressourcen verlieren.
Und wer sitzt jetzt an meinem Steuer?
Woher weiß ich denn, ob meine Anlage oder nur ein Muster am Steuer meines Lebens sitzt?
Das ist einfach, allerdings nicht immer leicht. Ist das Muster früh erlernt und stark ausgeprägt, dann müssen wir manchmal ein bisschen graben, um zu uns zu finden. Letztlich aber ist die große Frage: Wie fühlst du dich, mit dem wie du bist? Kommt das einfach so aus dir heraus, ist es das, was du bist, wenn du im normalen Zustand bist? Oder ist es viel mehr ein inneres getrieben sein, ein Müssen, wird es unter bestimmten Umständen stärker, gilt es etwas zu vermeiden?
Man könnte auch sagen, eine Anlage ist eher ein Hin-Zu und ein früh erlerntes Muster eher ein Weg-von etwas. Ein weiteres gutes Anzeichen ist, wenn du dich bei Gedanken wie „früher war ich ganz anders, ertappst“. Glückwunsch. Entweder hast du ein Muster abgelegt oder dir eins angelacht.
So kann es dann auch sein, dass eine Distanz ein geselliges Kerlchen ist – manchmal und die Nähe eine Egonummer fährt aus lauter Angst Zuneigung zu verlieren. Damit hätten wir eine Distanz aus der Anlage heraus und eine Nähe geprägt von einem erlernten Muster.
Fazit
Es sei nochmal betont, ein Verhaltensmuster als solches ist klasse! Die Frage ist lediglich, wer steuert. Du das Verhaltensmuster oder das Muster dich? Sie kosten uns allerdings auch Kraft. Daher ist es gut, sie zu kennen und unterscheiden zu können, wo sie uns dienlich sind und wo sie uns nur im Weg stehen.
Zu wissen, wer wir tief in unserem Inneren sind, mit der Kompetenz auch anders zu sein, gibt uns die Flexibilität die wir im oft stürmischen Business-Alltag brauchen. Kurz: Erkenne dich selbst und werde, wer du längst bist. Genau dafür gibt es den ICHgerecht Kompass, schau doch mal rein.
Anzahl der Wörter: 684
Den Hintergrund, die Regeln dieses Projektes kannst du im ersten Beitrag zu Fritz & Ich nachlesen.
Fritz & Ich ist ein Projekt, welches im Januar 2021 von mir ins Leben gerufen wurde. Es geht um meine alltäglichen Erfahrungen mit dem Persönlichkeitsmodell von Fritz Riemann, nach seinem Longseller „Grundformen der Angst“. Ich belege hier meine persönliche These „Ein Leben ohne Riemann ist möglich, aber sinnlos“* und teile mit euch Gelegenheiten, Momente und Erfahrungen des Alltags in denen mir Fritz und sein Ansatz hilfreich zur Seite stehen.
*Das Original Zitat von Loriot lautet: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“
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