Was ist Selbstwirksamkeit, oder treffender gesagt die Selbstwirksamkeits-Erwartung?
Im Kern geht es bei dem Konzept der Selbstwirksamkeit um die Einstellung die wir gegenüber unserer eigenen Handlungskompetenz haben. Um die persönliche Überzeugung, eine Aufgabe oder Herausforderung erfolgreich meistern zu können, auch wenn die Umstände gerade schwierig sind. Statt dem Schicksal oder den Umständen ausgeliefert zu sein, voller Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eine Sache selbst anzupacken und ein Ziel zu erreichen.
Aus meiner Sicht hängen Typologie und Selbstwirksamkeit eng zusammen. Warum das für mich so ist, kannst du hier nachlesen.
Darum geht's in diesem Beitrag
Was hat das Buch „Grundformen der Angst“ mit Selbstwirksamkeit zu tun?
Mit diesem Artikel begleiche ich sozusagen eine alte Schuld. Vor zwei Jahren, beim brüten über meinem ersten Onlinekurs, wurde mir folgende Frage geschenkt:
„Was hat das Buch „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann mit Selbstwirksamkeit zu tun? Ich sehe da keinen Zusammenhang.“
Für mich geht das Eine nicht ohne das Andere. Nicht sonderlich verwunderlich, denn Selbstkenntnis, insbesondere das Modell nach Fritz Riemann, hat für mich beinahe mit allem zu tun. O.K., mit allem, was unser Dasein als menschliche Wundertüte betrifft. In diesem Artikel nehme ich daher konkret das Riemann-Modell in Bezug auf das Thema Selbstwirksamkeit unter die Lupe.
Wenn dir ein anderes Modell lieber ist, nimm auch gerne das. Im Kern geht es darum, was Selbstkenntnis mit Selbstwirksamkeit zu tun hat und die Typologie schenkt uns eine schöne Portion Selbstkenntnis.
Der Zusammenhang Selbstwirksamkeit und Typologie
Ein hilfreicher Tipp um die eigene Selbstwirksamkeit zu verbessern ist, sich an- und abzuschauen wie Andere geschafft haben, was wir gerne erreichen wollen. Dem stimme ich absolut zu. Aber!
Eine Strategie oder Methode, die für eine Person gut funktioniert, muss nicht unbedingt auch für uns funktionieren. Manchmal ist es hilfreich, sich nur an den Meilensteinen zu orientieren, die genaue Route aber selbst zu bestimmen. Denn was für Person A prima funktioniert, kann für Person B direkt ins Chaos oder zu einer Portion Frust führen. Hier kommt die Typologie ins Spiel.
Wollen wir unsere Selbstwirksamkeit verbessern, ist es gut zu wissen, wie wir gestrickt sind.
Unsere Vorhaben und Handlungen so auszurichten, wie sie wirklich zu uns passen bringt uns in der Regel zuverlässiger und schneller ans Ziel. Den Strategien anderer zu folgen mag von Grundsatz her eine gute Richtung sein, aber nicht, wenn diese nicht zu uns passt. Und wann passt die schonmal wirklich? Eher selten.
Lass es mich an meiner Lieblingsmetapher verdeutlichen.
Wir melden uns zu einem Marathon an. Wir machen uns schlau und sammeln Tipps, wie wir am besten trainieren und uns vorbereiten. So weit, so gut. So hilfreich diese Tipps auch für uns sein mögen, was uns wirklich hilft, müssen wir selbst rausfinden. Von der richtigen Uhrzeit bis hin zur Wahl der richtigen Laufschuhe wichtig ist nur, was zu uns passt. Noch so ausgezeichnete, bewährte oder beliebteste Schuhe nutzen und nichts, wenn wir darin Blasen bekommen.
Und was beim Laufschuh selbstverständlich scheint, ist es im Alltag oft nicht. Da orientieren wir uns gerne an dem, was Andere tun, was üblich ist oder auch, was wir halt schon immer so gemacht haben. Kann man machen, ist aber oft doof.
Genauso wie wir einen wirklich passenden Schuh für uns auswählen, müssen wir für die Umsetzung unserer Vorhaben auch Strategien wählen die uns passen wie angegossen. Zumindest, wenn wir das Vertrauen in uns selbst und damit unsere Selbstwirksamkeit genießen wollen.
Um herauszufinden, mit welchem „Schuh“ du deine Selbstwirksamkeit steigerst, hilft uns Typologie und damit Riemann mit seinen „Grundformen der Angst“.
Riemann und die Selbstwirksamkeit
Im Buch „Grundformen der Angst“ lernen wir vier Persönlichkeitsstrukturen kennen. Wir erfahren, welche Persönlichkeitsmerkmale die einzelnen Typen aufweisen und vor allem, warum das so ist. Welches dahinter liegende Muster bewegt einen Menschen dazu, gewisse Dinge anzustreben und andere Dinge zu vermeiden. Ich als Lesende kann also nicht nur erfahren, was ich gut kann (wissen wir doch meist eh, auch ohne Typologie) sondern warum ich zu einem bestimmten Verhalten neige. Das wird spätestens dann wichtig, wenn ich etwas an meinem Verhalten verändern möchte oder das eines anderen Menschen besser verstehen will.
Schauen wir uns anhand von „Gewissenhaftigkeit“ an, weshalb das WARUM dahinter wichtig ist. Machen wir das auch ganz praktisch. Stell dir vor, du suchst für dein Team jemanden der/die sehr gewissenhaft ist.
- Bewerber:in A: Die Angst vor Fehlern.
A ist getrieben von der Angst vor Fehlern und den daraus möglich resultierenden Konsequenzen und ist deswegen sehr akribisch, genau und gewissenhaft. - Bewerber:in B: Freude.
B ist jemand mit einem Blick und Liebe fürs Detail, die kleinste Kleinigkeit fällt der Person sofort ins Auge und das einfach so. Sie fühlt sich einfach zufrieden, wenn die Dinge gewissenhaft erledigt sind.
Wen möchtest du in deinem Team haben? Die Kompetenz ist gleich, das Warum ein himmelweiter Unterschied.
Kommen wir zurück zu unserer Selbstwirksamkeit.
Kenne ich meine Denk- und Verhaltensmuster nicht, folge ich meist gängigen Mustern und wundere mich, warum es nicht klappt oder alles so furchtbar anstrengend ist. Selbst wenn es funktioniert war es vielleicht ein echt harter Weg. Ständiges Aufschieben, Um- und Verwerfen, kein Spaß und am Ende kein Gefühl der Zufriedenheit.
Kenne ich aber mein Muster, dann weiß ich wie der Weg für mich sein muss, damit ich an mein Ziel komme. Ich kann in meine Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern, vertrauen. Ich kann den passenden Weg wählen und erlebe mich als selbstwirksam.
Konkrete Beispiele in Sachen Selbstwirksamkeit und Typologie
Hui gar nicht so einfach zu durchdringen, wenn alles so theoretisch ist. Machen wir es einmal ganz praktisch und nehmen dazu das Thema Arbeitsmethoden. Hier wird Individualität gut sichtbar.
Beispiel 1:
Ganz bestimmt kennst du zwei Typen von Menschen. Die, die in Listen und EXCEL Tabellen denken und die, die Mindmaps und bunte Zettel über alles lieben, oder? Wunderbar, genau hier fängt es auch schon an. Beide können die Arbeitsmethode nicht tauschen, ohne wahnsinnig zu werden. 😉
Beispiel 2:
Neulich in der Trainerausbildung. Ein Klassiker wenn in der Trainerausbildung immer wieder Teilnehmende verzweifelt vor mir sitzen, weil es mit dem Trainingskonzept nicht klappen will.
Meine erste Frage lautet, „Wie sammelst du deine Ideen und wie hast du bisher versucht dein Konzept zu schreiben“. „Na, so wie ich es gelernt habe, in der EXCEL Tabelle“.
Die Frage könnte ich mir auch sparen, denn die Antwort ist immer dieselbe. Ebenso wie das Problem: Ein kreativer Kopf (Wechsel im Riemann-Thomann-Modell) versucht einen kreativen Prozess in eine Methode für die Strukturierten (Dauer in Riemann) zu quetschen. Das geht nur unter Schmerzen, hohem Zeitaufwand und oft geht es gar nicht.
Mein Tipp ist auch immer derselbe: Vergiss die EXCEL-Tabelle und nimm Post Its, lose Blätter, viel Platz, viel Farbe. Bau dir damit deine Struktur. Erst wenn die sicher steht, dann überträgst du das in EXCEL (wird gefordert).
Wenn ich nach ein paar Tagen nachfrage: „So war es ganz einfach“.
Beispiel 3:
Das richtige Tool zum Schreiben – eine mühsame Selbsterfahrung.
Immer wieder habe ich mir angehört, „Es ist nicht relevant mit welchem Programm du schreibst, es zählt nur, dass du schreibst“. Mag sein. Für Andere! Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich meine Schreibroutine gefunden habe und die hat am Ende sehr viel mit dem Schreibwerkzeug zu tun.
Ganz wichtig: Ich brauche ein Tool, in das ich spontan und schnell Ideen eingeben kann, ohne vorher darüber nachdenken zu müssen, wo die Reise hingeht und wie ich demnach den Dateinamen vergeben soll, um es jemals wiederfinden zu können. Damit waren Word & Co. schon raus. Zu langsam, zu unübersichtlich und woher soll ich zu Beginn wissen, wie das Ding am Ende heißen soll? Erst am Ende speichern? Niemals!
Ich brauche aber auch Übersicht und bin selbst immer wieder erstaunt, wie wunderbar vielseitig man Dateien abspeichern kann, nur um sie dann auch ja nie wieder zu finden. Ich kann das prima, besonders wenn ich im inspirierten Zustand bin. Es muss also alles an einem Ort sein und ich muss schnell schauen können, was ich schon woanders geschrieben habe.
Und dann wäre da noch die Optik. Ich kann nicht schreiben, wenn mich drumherum so viel ablenkt. Dann gucke ich mal hier, mal da und formatiere nur eben schnell, denn in hübsch kann ich auch gleich viel besser schreiben.
So! So sieht es aus, wenn ich mich dran setzen will einen Beitrag zu schreiben. Und ob du es glaubst oder nicht, ich habe lange nicht geschrieben, weil all das nicht klar war. Weil mein Strukturbedürfnis nicht sicherstellen konnte, dass es befriedigt wird und das falsche Drumherum meinen kreativen Geist blockiert hat. Liest sich anstrengend? Das war es auch.
Schaue ich jetzt auf meine Persönlichkeitsstruktur, ist alles sonnenklar. Ich habe nun mal (leider) zwei Gegenspieler des Modells beachtlich stark ausgeprägt. Wenn ich die nicht bei Laune halte, vertrödeln die den ganzen Tag damit, sich gegenseitig auszuhebeln. Kenne ich sie, weiß ich wie ich sie zur richtigen Zeit ins Bällebad schicken oder zur Arbeit bitten kann.
(Scrivener hat mich letztlich gerettet. Ich liebe es.)
Fazit zur Typologie und Selbstwirksamkeit
Wir ticken nun mal nicht alle gleich. Und so selbstverständlich wie einen wirklich passenden Schuh zu wählen, so selbstverständlich darf es sein, typgerechte Arbeits- oder Lebensumstände zu wählen. Klar das ist Aufwand und braucht Zeit aber die hast du später wieder locker drin und vor allem… du bist happy und das ist doch am Ende das Einzige, was zählt.
Du kannst auf deine Selbstwirksamkeit vertrauen, wenn du dich und die zu dir passenden Strategien kennst. Dann weißt du, wie du auf deine ganz individuelle Art und Weise deine Herausforderungen meistern kannst.
Wenn du mehr über das Riemann-Modell lernen möchtest, melde dich jetzt zur ICHgerecht Kompass Post an.
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